Riva
Das Biografische ist vielleicht persönlich, viel wahrscheinlicher aber eine Falte der Zeit, des Ortes und der verfügbaren Energie. Wechselt man den Ort (die Zeit zu wechseln ist schwerer), benötigt’s ein Mehr an Energie, das entweder der Zug aus der Leitung zieht, oder man muss mehr essen, wenn man zu Fuß geht. Diese Bewegung, das Reisen, hat zwei große Bilder erzeugt, den Aufbruch, das Wegfahren, die Eroberung und die Heimkehr, oder den Versuch, wohin zu kommen, im Bild des Ankommens.
In Riva landet in Franz Kafkas Erzählung ein Reisender, der ankommen möchte, was er, wie sich herausstellt, nicht kann, da er tot ist. Er ist tot und nicht tot, da er ja noch reist. Ankommen kann er nicht, und während er reist, entfernt sich seine eigentliche Identität, der Jäger Gracchus aus dem Schwarzwald, immer weiter von ihm, während er zu dem Reisenden wird.
Kafka schreibt eine Postkarte an seine Schwester, mit dem oben abgebildeten Motiv, doch hier als Malerei ausgeführt, aus einem Sanatorium, das sich vor 100 Jahren Burn-Out Patienten angenommen hat. Diese Nervösen sollten sich zum Ankommen und Ausruhen im Sanatorium vor allem nackt bewegen (Macht man so nicht mehr. Eine historische Figur der Natur des Eigentlichen). Das ist eine alte Geschichte (1912). Auch das Biografische in der Ausstellung ist alt (1992), oder nicht (2012), möglicherweise ist es nicht persönlich. Es wird jetzt anders gedacht, als damals. Es ist eine Geschichte über das Fälschen.